Der Weinbau in Österreich
Bereits vor ca. 3.000 Jahren wurde in der Zeit der Kelten Weinbau in Österreich betrieben. Als die ältesten Weinbaugebiete in Österreich gelten die burgenländische Gemeinde Zagersdorf sowie die niederösterreichische Gemeinde Stillfried im Weinviertel.
In beiden Gemeinden wurden Traubenkerne aus der Zeit von 700 bzw. 900 v. Chr. gefunden. Während der Römerzeit unter Kaiser Domitian (51 - 96 n. Chr.) wurde mittels eines Auspflanzungsverbotes von Rebstöcken außerhalb von Italien der Weinbau in Österreich stark eingeschränkt. Erst durch die Aufhebung des Verbotes unter Kaiser Probus (232 - 282 n. Chr.) begann der Weinbau in Österreich zu gedeihen. Es entstand eine geordnete Weinbaukultur in den römischen Provinzen Noricum (Ober- und Niederösterreich) sowie Pannonien (Burgenland).
Ab dem Ende des 4. Jahrhunderts und den darauffolgenden 200 Jahren kam durch die Wirren der Völkerwanderung und die zahlreichen Verwüstungen der Weinbau fast vollständig zum Stillstand.
Erst unter Einfluss von Kaiser Karl dem Großen (742 - 814 n. Chr.) wurde der breitflächige Weinbau ab dem 9. Jahrhundert wiederbelebt. Besonders die katholischen Orden der Benediktiner und Zisterzienser ist es zu verdanken, dass der Weinbau auflebte. Vor allem rund um die Klöster Stift Göttweig, Stift Klosterneuburg, Stift Melk und Stift Heiligenkreuz entstanden sehr große Weinbaugebiete.
Den Höhepunkt erreichte der Weinbau in Österreich im 16. Jahrhundert. Die Weinbaufläche war mit 200.000 Hektar mehr als dreimal so groß wie heute (50.000 Hektar). Es gab Weingärten von Linz und Salzburg bis Kärnten und Tirol. Wien wurde buchstäblich auf Weingärten erbaut.
Durch den weitläufigen 30jährigen Krieg sowie das Aufkommen der Biere ging es mit dem Weinbau wieder langsam bergab. Ebenfalls wurde durch hohe Steuerlast der Weinbau für viele unrentabel und die Flächen vermehrt für Getreide und andere Produkte genutzt. Es wurden mindere Rebsorten bevorzugt.
Unter der Kaiserin Maria Theresia (1717 - 1780 n. Chr.) wurden Gesetze zur Verwertung der billigen Weinsorten erlassen. So entstanden viele Essig-Siedereien sowie Destillerien. Traubenmost wurde zur Senfherstellung verwendet. Unter Kaiser Josef II (1740 - 1790) wurde per Erlass erlaubt, eigenen Wein im eigenen Haus zu verkaufen. Er legte somit den Grundstein für das Heurigenlokal.
Durch klimatische Veränderungen im 19. Jahrhundert sowie vermehrt eingeschleppter Pilzkrankheiten ging abermals der Weinbau in Österreich stark zurück. Durch die Erzeugung von Schaumweinen ab 1850 sowie der Umstellung auf die neue Erziehungsform der sogenannten Hochkultur durch Lenz Moser III (1905 - 1978) erlebte der Weinbau wieder einen Aufschwung.
1985 kam es durch die Verwendung von Diethylenglykol zum Weinskandal. Dieser führte zu strengeren Gesetzen sowie besseren Kontrollen, was sich positiv auf die Qualität österreichischer Weine auswirkte.
Heute hat der Weinbau in Österreich wieder hohes Ansehen erlangt. Durch Innovation, Mut zu neuen Kreationen und dem Einsatz modernster Technologien gehören österreichische Weine zu den besten Weinen weltweit.
Der Weinbau in Österreich profitiert durch das kontinentale-pannonische Klima - die Winter sind kalt sowie die Sommer heiß und trocken. Typisch für die heimischen Weinbaugebiete sind warme Sommertage mit kühlen Nächten sowie milde Herbsttage. Positiv wirkt sich die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge von 400 mm im Osten bis 800 mm in der Steiermark aus. Durch die Donau und die Nebenflüsse Krems und Kamp sowie den Neusiedler See im Burgenland gestaltet sich das Klima für den Weinbau sehr angenehm.
Die meisten Weingärten befinden sich zwischen 200 m sowie 400 m Meereshöhe, wenige Weingärten in der Steiermark sogar bis ca. 560 Höhenmeter und etwa auf dem 47. - 48. Breitengrad (ähnlich dem französischen Burgund). Durch die Vielfalt der Böden (von Löss, Urgestein, Kalk, Schiefer, Lehm, Mergel, Sand und Vulkanböden) ergibt sich eine breite Vielfalt der Rebensäfte.
In Österreich gibt es drei Weinbauregionen: das Weinland (Burgenland, Niederösterreich, Wien), das Steirerland (Steiermark) und das Bergland (die restlichen Bundesländer)
Die Wachau zeichnet sich als das größte Weinbaugebiet aus.
In Österreich gibt es ca. 14.000 Weinbaubetriebe mit einer Gesamtfläche von ca. 46.500 Hektar.
In Österreich gibt es 26 Weißwein- und 14 Rotweinsorten, die als Qualitätswein-Rebsorten definiert sind. Diese dürfen für alle Qualitätstypen verwendet werden. Um Verwechslungen mit Burgund, Rhein und Franken auszuschließen, dürfen die Bezeichnungen Weißer Burgunder, Grauer Burgunder, Blauer Burgunder, Rheinriesling und Blaufränkisch für Weine mit und ohne Rebsorte nicht verwendet werden. Anstelle dieser Bezeichnungen werden Pinot Blanc, Pinot Gris, Pinot Noir und Riesling herangezogen.
Mit fast einem Drittel der Gesamtfläche und nahezu der Hälfte der Weißweinsorten steht der Grüne Veltliner unangefochten an der Spitze. Bei den Rotweinsorten führt der Zweigelt gefolgt von Blaufränkisch und Blauer Portugieser.
Landwein
☑️ Trauben aus einer Weinbauregion
☑️ nur Qualitätswein-Rebsorten
☑️ zumindest 14 °KMW Mostgewicht
☑️ Alkoholgehalt max. 13,5% vol bei Weißwein, max. 14,5% vol bei Rotwein
☑️ zumindest 4 g/l Gesamtsäure
☑️ Süßung auf maximal 15 g/l
Qualitätswein
☑️ Staatliche Prüfnummer
☑️ Trauben aus einem Weinbaugebiet
☑️ Herstellung in der Weinbauregion des Weinbaugebietes oder angrenzender Region
☑️ nur Qualitätswein-Rebsorten
☑️ zumindest 15 °KMW Mostgewicht
☑️ zumindest 9% vol vorhandener Alkoholgehalt (Prädikatswein 5% vol)
☑️ zumindest 4 g/l Gesamtsäure
☑️ Süßung auf maximal 15 g/l
Kabinett
☑️ höhere Qualitätsweinstufe
☑️ zumindest 17° KMW
☑️ maximal 12,9% (13% bis 2016) vol Alkoholgehalt maximal 4 g/l Restzucker bzw. 9 g/l
Prädikatsweine
☑️ muss allen Qualitätsweinbestimmungen entsprechen
☑️ Restzucker darf nur durch Gärungs-Unterbrechung erzielt werden
☑️ Süßung oder Anreichern ist nicht zulässig
☑️ Alkoholgehalt zumindest 5% vol
☑️ ab Auslese Traubengut mit überreifen, edelfaulen und eingetrockneten Beeren (Botrytis)
☑️ traditionelle Bezeichnungen dürfen weiterverwendet werden
☑️ Prädikatsweintypen sind Spätlese, Auslese, Beerenauslese, Trockenbeerenauslese, Strohwein, Eiswein
☑️ Spätlese: zumindest 19 °KMW; vollreife Trauben
☑️ Auslese: zumindest 21 °KMW; vollreife, ausgelesene Trauben
☑️ Beerenauslese: zumindest 25 °KMW; überreife und/oder edelfaule Trauben
☑️ Ausbruch: Zumindest 27 °KMW, ausschließlich edelfaule, überreife und eingetrocknete Beeren. Die Bezeichnung darf nur für den Ruster Ausbruch verwendet werden
☑️ Trockenbeerenauslese: zumindest 30 °KMW; edelfaule, eingeschrumpfte Trauben
☑️ Eiswein: zumindest 25 °KMW. Die Trauben werden in gefrorenem Zustand gekeltert und gepresst. Bei Nichterreichen der Mostgrade muss der Wein als Qualitätswein vermarktet werden.
☑️ Strohwein: seit 2002 ist alternativ auch die Bezeichnung Schilfwein zulässig; zumindest 25 °KMW Mostgewicht.
Spezielle Weintypen und Bezeichnungen
Bergwein: Landwein und Qualitätswein sind dann zulässig, wenn Trauben von Terrassenlagen oder Steillagen mit einer Hangneigung von über 26% stammen
☑️ Heuriger: ausschließlich in Österreich geerntete Trauben und in Österreich hergestellt. Der Wein darf jedoch nur bis spätestens 31. Dezember des auf die Ernte folgenden Jahres an Wiederverkäufer und bis 31. März des darauffolgenden Jahres an den Verbraucher abgegeben werden.
☑️ Gemischter Satz: Dieser ursprungsgeschützte Begriff ist innerhalb der EU ausschließlich Österreich vorbehalten. Wiener Gemischter Satz ist ein DAC-Wein.
☑️ Biowein: Die Herstellung unterliegt zumindest den Richtlinien gemäß EU Öko-Verordnung, sowie gegebenenfalls den oft noch strengeren Regeln von Bioverbänden. Bio Austria ist die österreichische Dachorganisation.